Matadero – Konversion Alter Schlachthof Worms

Projektdaten
Standort Am Alten Schlachthof 1, 67457 Worms
Bauherr Alter Schlachthof GmbH & Co. KG, Worms. matadero.de, klassikprojekt.com
Leistungsphasen 1 - 9
Zeitraum der Bearbeitung 03/2019 - 2025
BGF 3.800 m²
Projektteam Kay Wilisch, Iris Baumfeld, Ulf Kaltwasser, Christian Menzel-Hoffmann, Viktoria Sramek, Jui Hsueh Wang, Emma Wilisch, Anne Wirth
Tragwerk Haag Ingenieure GmbH, Darmstadt

Im Jahr 1912 wurde der Alte Schlachthof südlich der Rheinbrücke und in unmittelbarer Nähe zum Stadttor Worms eingeweiht. Er galt damals als einer der modernsten Schlachthöfe Deutschlands und war bis in die 1990er Jahre in Betrieb. Nach seiner Stilllegung wurden nach und nach zahlreiche Anbauten und Nebengebäude der Gesamtanlage abgerissen.
Übrig geblieben sind architektonisch beeindruckende Jugendstilbauten, wie die Verbindungshalle, das Kühlhaus und die Eisfabrik mit Wasserturm, die seit den 2010er Jahren unter Denkmalschutz stehen. Das Gelände lag lange Zeit brach und die Gebäude waren kurz vor dem Verfall.

Aktuell wird der Alte Schlachthof denkmalgerecht restauriert, umgenutzt und als urbaner Raum neu belebt. Mit exklusiven Shops, Gastronomie- und Veranstaltungsflächen sowie modernen Büroräumen konnte eine optimale Nutzung im Einklang mit dem Bestand gefunden werden.
Die Verbindungshalle wird unter Einbeziehung einer Galerieebene als Shop-, Event- und Tagungsfläche mit offenen Raumstrukturen umgenutzt. Der ursprüngliche Raumeindruck mit den Eisenfachwerkbindern, den großen, verglasten Dachlaternen und den strukturierten Wandflächen bleibt bis heute erhalten.

Durch den Abbruch von Nebengebäuden nach der Stilllegung sind auf der langen, östlichen Außenwand sichtbare Abbruchspuren zurückgeblieben. Hier werden moderne Module für weitere Seminar- und Verkaufsräume ergänzt, die von der Halle aus genutzt werden können.
Das alte Kühlhaus, das mit der eingeschossigen Vorkühlhalle an die Verbindungshalle anschließt, nimmt ein Restaurant und einen Shop auf. Im Obergeschoss entstehen loftartige Büroräume mit separaten Besprechungszonen und einer großzügigen Dachterrasse. Sie werden durch eingeschobene Holzmodule ergänzt.
Der ehemalige Kondensatorraum in der Eisfabrik vermittelt durch seine Proportionen und die hohen Bogenfenster einen kathedralartigen Charakter. Der Raum kann zusammen mit der Bar im Wasserturm für Veranstaltungen genutzt werden. In den Obergeschossen stehen weitere Büroflächen zur Verfügung. Eine neue Außentreppe, die sich deutlich vom Bestand absetzt, dient zur Erschließung der einzelnen Nutzungen.

Das Projekt steht beispielhaft für die Verknüpfung von denkmalpflegerischer Sensibilität und hochwertiger, zeitgenössischer Architektur und setzt neue Maßstäbe in der nachhaltigen Entwicklung historischer Industrieareale. Mit hochwertigen Dämmmaßnahmen, der Installation von Photovoltaikanlagen und Geothermiebohrungen kann ein CO2-neutrale Betrieb des Alten Schlachthofes sichergestellt werden.
Der ursprüngliche Geist des Schlachthofes als technologisches Vorreiterprojekt bleibt durch die innovative Nutzung erneuerbarer Energien und ressourcenschonender Techniken lebendig. Dies unterstreicht die Bedeutung des Schlachthofs nicht nur als kulturelles Erbe, sondern auch als zukunftsweisendes Beispiel für die gelungene Verbindung von Denkmalschutz und moderner Architektur.

Baustellenfotos: chrisspiraphotographie / M. Baumüller